In Weiterbildung

Der Marketing Club Lago war bei der Credit Suisse in Kreuzlingen zu Gast.
Hier eine kurze Zusammenfassung, inklusive Fotos der Veranstaltung.

Melden Sie sich auch gleich an für die nächste Veranstaltung vom MCLago am 10. Juli in Bottighofen (CH) zum Thema:
Online Marketing und Erfolgsmessung: Wie sich Kunden effizient erreichen lassen – lernen aus der Praxis von der HolidayCheck AG

Das Thema bei unserem Besuch bei der Credit Suisse in Kreuzlingen war „Theorie und Praxis am Beispiel der Marke Schweiz sowie weiterer Schweizer Marken“. Die beiden Branding Experten Edwin Schmidheiny und Sanja Schmidheiny von Accent AG zeigten uns wie Marken entwickelt werden und wie sie wirken. Zu diesem Zwecke hatten wir schon vorab The #TheNewDouglas Top oder Flop? publiziert, auf den wir nun nochmals verweisen möchten.

Vorab Diskussion zu Markenrelaunch #TheNewDouglas: Flop oder Top?

Die Neulancierung der Marke Douglas wurde inzwischen auch in der Presse diskutiert. Lucas van Eeghen, Marketing Chef von Douglas und mit Tina Müller verantwortlich für den Marketingrelaunch sieht die Themen differenziert in einem Interview im Horizont 2018-06-07, S. 14-15:

„… Dieser Kontrast zwischen digitalen Transaktionen und digital unterstützten Markenerlebnissen ist wichtig. Amazon ist sehr auf die Transaktionsaspekte fokussiert. Aber die Zukunft gehört im Beauty-Handel denen, die den Kunden einzigartige Einkaufserlebnisse bieten.“

Der Journalist fragt: „Warum sollte das nicht genauso gut Amazon sein?“

Lucas von Eeghen antwortet:

„Zum einen, weil wir unseren Kunden ein einzigartigen Sortiment bieten mit Produkten aus dem selektiven Kosmetikbereich und hoch attraktiven Exklusiv- und Eigenmarken. Das macht uns sehr wettbewerbsfähig, weil es diese Produkte eben nicht bei Amazon gibt.“

Dies scheint nicht unbedingt den heutigen Tatsachen zu entsprechen. Beautyhersteller wie L’Oréal bieten schon heute fast deren gesamte Produktepallette zum Verkauf auf Amazon an. Auch Vaude der Öku-Primus der Outddorbranche wies im MCLago Blog darauf hin, dass  Amazon’s Activewear erfolgreich die Daten von Firmen, welche über die Plattform verkaufen nutzt, um eigene Brands zu lancieren. Diese wiederum machen verschiedenen Herstellern im mittleren und tieferen Preissegment Konkurrenz. Das zeigt, dass auch Douglas mit attraktiven Produkten von Exklusiv- und Eigenmarken von Online-Plattformen konkurrenziert werden kann. Ob hier der kosmetische Relaunch der Plattform reicht, wagten einige der Teilnehmer dieses Abends in der Diskussion zu bezweifeln. Das neue Logo könnte vielleicht neue Kundengruppen attraktiv erscheinen, doch Stammkunden verwirren. Dies umso mehr, da heute auch Müller und andere Märkte ähnliche Produktepaletten anbieten. Dies was vor 10-15 Jahren noch nicht der Fall.

Auf nach Kreuzlingen zur Credit Suisse

Die Credit Suisse am Standort in Kreuzlingen befindet sich direkt im Stadtzentrum in der Hauptstrasse in einem denkwürdigen Gebäude, welches vom Kreuzlinger Bahnhof zu Fuß einfach zu erreichen ist. Wir hatten uns direkt in Kreuzlingen verabredet, was für alle Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einfach zu erreichen war. Von Zürich aus sind es nach Kreuzlingen mit dem Auto ca. 45 Minuten Fahrt. Wir waren alle schon etwas früher (ca. 18 Uhr) vor Ort, so konnten wir uns in kleiner und entspannter Runde bereits vorab austauschen und die ersten Themen diskutieren. Dabei war auch vor allem nochmals die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), zur der es beim MCLago auch bereits ein Event gab, ein großes Thema.

Wir stellten uns die Frage, inwiefern wir die Auswirkungen der neuen Verordnung bereits spüren. Nach fast vier Wochen mit neuer Verordnung berichtet das Handelsblatt, dass vor allem auch bei den Aufsichtsbehörden Unsicherheit herrscht und diese für die neue Aufgabe vorbereitet sind. Wer hier noch nicht sicher ist und noch nach Informationen und Hilfestellungen sucht, wird beim MCLago fündig. Auch die Marketing Clubs kämpfen mit der Problematik. Neuigkeiten und Informationen sind auch einfach und flexibel über den Newsletter erhältlich.

Anschliessend eröffneten Edwin Schmidheiny und Sanja Schmidheiny ihren Vortrag. Die Accent Brand Consultants AG ist eine Schweizer Branding Agentur mit Referenzen in den Bereichen Airlines, Automotive, Chemical & Pharma, Financial, FMCG, Technology, Logistics, NGOs, Real Estate, Retail und Telecom die mit internationalen Partnern zusammenarbeitet (Ankündigung des Events mit mehr Infos).

Damit etwas das Label "Made in Switzerland" nutzen darf müssen einige Regeln eingehalten werden.

Damit etwas das Label „Made in Switzerland“ nutzen darf müssen einige Regeln eingehalten werden.

Die Schweiz als Marke

An dieser Stelle und ein herzliches Dankeschön an Edwin Schmidheiny und Sanja Schmidheiny, die das Event und den Abend durch ihre Präsentation zu einem äußerst spannenden und diskussionsreichen Anlass gestaltet hatten.  Die Präsentation war in einen Theorie- und einen Praxisteil gegliedert.

Zu Beginn führte uns Edwin Schmidheiny in das Thema Marke(n) ein. Dabei stellte er exemplarisch die Marke Schweiz mit dem Thema „Swissness oder Swissless“ vor. Das Eidgenössische Department für auswärtige Angelegenheiten (EDA) definiert das bisherige Image der Schweiz und deren Value Proposition mit:

  • Errungenschaften (wie Sicherheit, Stabilität, Qualität, Lebensqualität, Finanzzentrum, Umweltschutz und Bildung),
  • Werten (wie Zuverlässigkeit, Präzision, Exklusivität, Reichtum, Schönheit und Neutralität) und dem
  • Erscheinungsbild (wie Bergen, Schweizerkreuz, Rot und Weiß, Banken, Bankengeheimnis, Taschenmesser, Uhren, Schokolade und Käse).

Auf dieser Basis und dem Wissen, dass wir heute die Marke für morgen gestalten, ist auch die Schweiz aktuell dabei ihren Auftritt für morgen zu definieren und zu gestalten. Auch hier hat das Eidgenössische Department für auswärtige Angelegenheiten (EDA) festgelegt, dass

  • Hauptaussagen (wie Zukunftssicherheit und Selbstbestimmtheit),
  • Tonalität (Vertrauenswürdigkeit, Premiumqualität und Authentizität) und
  • Corporate Design (wie alpiner Lebensraum, Schweizerkreuz, Rot und Weiß und die Menschen) zukünftig für die Schweiz stehen sollen.

Aus diesem Grund gibt es auch ein Brand Management, das klar geschützte Bezeichnungen und Zeichen definiert (hier gibt es weitere Informationen zur Swissness-Gesetzgebung, die zum 1. Januar 2017 in Kraft getreten ist) – Grafik unten – mehr Infos hier.

Wohin soll sich er Brand Schweiz hin entwickeln?

Wohin soll sich er Brand Schweiz hin entwickeln?

Edwin Schmidheiny erklärte uns dabei auch, dass sich Marken und ein mit der Marke verbundenes Image nicht von heute auf morgen verändern lassen und, dass gerade auch bei Ländermarken ein Entwicklungsprozess über mehrere Jahrhunderte dahinter steckt. Bedeutet konkret, dass das Image der Schweiz heute auf den Errungenschaften, Werten und dem Erscheinungsbild der letzten Jahrhunderte besteht. Auch die Kultur und Personen, die eng mit der Schweiz verbunden sind und bspw. auf den Banknoten abgebildet sind prägten die Marke Schweiz. 

Auch sehr interessant im Vortrag und mir bisher gar nicht so bewusst, dass auch die Innovationskraft eines Landes sehr stark auf die Marke Einfluss und deren Wahrnehmung im internationalen Kontext Einfluss hat. Dabei gilt die Schweiz im Bezug auf die Innovation Performance als richtiger Innovationen Leader innerhalb der EU und wurde auch aktuell im European Innovation Scoreboard hoch geranked.

Bei der Marke "Made in Switzerland" spielt auch Innovation eine wichtige Rolle.

Bei der Marke „Made in Switzerland“ spielt auch Innovation eine wichtige Rolle.

Marke Schweiz – Swissness als Markenstrategie

Es gibt sicherlich viele Kriterien die Marken dazu veranlassen Swissness in die Markenstrategie aufzunehmen, genauso gibt es aber auch viele Kriterien die dagegensprechen. Welcher Weg für die Marke der richtige ist, hängt vermutlich von den folgenden Fragestellungen ab:

  1. Welche positiven/negativen Attribute sind grundsätzlich mit der Schweiz verbunden?
  2. Auf welchen Märkten bin ich als Unternehmen tätig?
  3. Mit welchen Attributen verbinden meine Kunden/Konsumenten die Schweiz?
  4. Kann ich das Thema Swissness authentisch repräsentieren?
  5. Ist es für mich überhaupt möglich Swissness zu nutzen (siehe Swissness-Gesetzgebung)?

Ob und wie Marken daher das Thema Swissness nutzen, hängt von der Zielgruppe und deren Bedürfnissen ab. Dabei wird jeder Geschäftspartner/Stakeholder/Kunde/Konsument diese Kriterien anders priorisieren.

Im Vordergrund einer solchen Überlegung sollte natürlich immer die Zielgruppe stehen, wobei diese heute und in Zukunft immer mehr nicht nur aus Kunden besteht sondern viel mehr noch aus weiteren Stakeholdern und Interessensgruppen (hier gibt es weitere Informationen zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR), hier auch nochmals der Hinweis zum VAUDE Nachhaltigkeitsbericht).

Das obige Beispiel zeigt, dass Marken/Unternehmen heute genau wissen (müssen), welches ihre Zielgruppe(n)/Interessensgruppe(n) ist/sind und wie diese auf Merkmale wie Hauptaussagen, Tonalität und (Corporate) Design reagieren. Nur dann ist es möglich sich für die richtige und passgenaue Markenkommunikation festzulegen.

Schweizer Marken – Internationale Markenbotschafter für die Schweiz

An dieser Stelle wurde es in der Präsentation noch spannender als es ohnehin schon war, denn Edwin Schmidheiny erklärte uns, dass im aktuellen Vergleich gesagt werden kann, dass die Airline SWISS wohl der internationale Markenbotschafter der Schweiz ist (auch wenn diese heute ein Tochterunternehmen der Lufthansa ist).

Deutlich wird das an den genutzten Farben (Rot, Weiß), dem Schweizerkreuz und dem Namen/Begriff (SWISS). Spannenderweise ist die SWISS diesen Merkmalen, auch trotz turbulenter Zeiten, immer treu geblieben. Gerade auch die Kampagne zum neuen Markenauftritt (seit dem 5. August 2016) stärkt nochmals die Swissness und soll vor allem auch die Eigenschaften Qualitätsbewusstsein, Zuverlässigkeit und Gastfreundschaft unterstreichen (hier geht es zur Medienmitteilung der SWISS vom 4. August 2016 zum Thema neuer Markenauftritt).

Eine weitere, sehr spannende Schweizer Marke ist die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega, die als gemeinnützige private Stiftung für Luftrettung in der Schweiz agiert und ihren Sitz am Flughafen Zürich hat. Im Jahr 2017 hatte die Rega fast 16.000 organisierte Einsätze, davon waren 11.774 mit Helikoptern, 1.281 Einsätze mit Flächenflugzeugen und 2.903 Einsätze mit weiteren Hilfsmitteln. Mit deutlich über 3 Millionen Gönnern ist somit jeder dritte Schweizer ein Mitglied der Rega.

Besonders spannend empfang ich hier, dass es die Rega im Thema Marke und Branding besonders schwer hat. Das nur aus einem Grund: Auch bei einer gemeinnützigen Stiftung sind die Themen Marke und Corporate Design enorm wichtig, gerade wenn es sich um eine Rettungsflugwacht handelt.

Dennoch gilt es hier vorsichtig vorzugehen, weil die Mitglieder auf der einen Seite nicht in für einen teuren Markenauftritt sondern für einen gemeinnützigen Zweck bezahlen wollen. Auf der anderen Seite ist das Thema Wiedererkennung und Corporate Design enorm wichtig.

Wie sich das Logo mit der Zeit verändert, dabei aber immer noch seinen Werten treu bleibt... rega 2018 Logo von Accent Brand Consultants AG.

Wie sich das Logo mit der Zeit verändert, dabei aber immer noch seinen Werten treu bleibt… Rega 2018 Logo von Accent Brand Consultants AG.

Diskussion – Wie sieht die perfekte Brand aus?

Nach der Präsentation gab es noch einige sehr interessante Fragen aus dem Publikum. Beispielsweise war eine Frage:

… wie kann nun die perfekte Brand entwickelt werden?

Und vor allem, ob Douglas nun mit dem neuen Logo und der neuen Kampagne wirklich alles richtig gemacht hat (siehe auch Anmerkungen am Anfang zu diesem Beitrag)?

Sanja Schmidheiny erklärte uns, dass es im Unternehmen immer verschiedene Interessensgruppen gibt. Man kann also als Marketeer oder Brand Consultant Daten sammeln, auswerten und eine Handlungsempfehlung abgeben.

Dennoch gibt es oftmals die Situationen, in denen Manager oder Inhaber die Entscheidung treffen. Somit ist eine Brand in den seltensten Fällen in allen Augen perfekt aufgebaut.

Danke

An der Stelle ein herzliches Dankeschön an die Credit Suisse, die uns den Ort und Raum für dieses Event am Standort Kreuzlingen zur Verfügung gestellt hat. Ein herzliches Dankeschön an Sabine Schilling, der Vize-Präsidentin des MCLago, welche diese Events organisiert und Urs E. Gattiker, unserem Präsidenten, der mich hier übrigens super an das Thema bloggen heranführt.

Ein herzliches Dankeschön auch an unsere zwei Referenten Edwin Schmidheiny und Sanja Schmidheiny von Accent Brand Consultants AG die einen unglaublich spannenden Vortrag vorbereitet und auch von ihren internationalen Erfahrungen berichtet hatten.

Ich persönlich würde mich bald wieder auf einen spannenden Vortrag von euch freuen und euch auch sehr gerne einmal im Büro in Zürich besuchen.

Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit!

Was ist Ihre Meinung?

  • Wie sehen Sie die Swissness als Markenstrategie?
  • Was zeichnet für Sie erfolgreiche Marken aus?
  • Wann ist ihrer Meinung nach der richtige Zeitpunkt für die Überarbeitung einer Marke?
  • Wie geht man ihrer Meinung nach mit den verschiedenen unternehmensinternen Interessensgruppen bei der Überarbeitung einer Marke um?

Wir freuen uns über Ihr Feedback. Und das nächste Mal vielleicht wieder mit einem Video, in der Zwischenzeit:

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Showing 9 comments
  • Urs E. Gattiker
    Antworten

    Liebe Lea

    Herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag.

    Den Vortrag von Edwin und Sanja zum Thema Marken habe ich natürlich auch als sehr interessant empfunden.

    Zum Beispiel war mir bis anhin auch wie vielen anderen Teilnehmern nicht ganz klar, dass ein Land auch eine Marke darstellt.

    Je nachdem wie diese rüberkommt, kann diese für ein Produkt genutzt werden (z.B. Victorinox) und bei anderen Produkten weniger (Novartis).
    Das in diesem Falle auch noch Gesetze eine Rolle spielen (z.B. wann darf das CH Wappen genutzt werden und wann nicht) ist mir ebenfalls neu.

    Wie schwierig es ist eine richtige Markenarchitektur auf die Beine zu stellen wurde ebenfalls sehr gut aufgezeigt.

    Das war ein spannender, lehrreicher aber auch schöner Abend wo ich alte Bekannte wieder treffen konnte.
    Freue mich auf den nächsten Event am 10 Juli bei HolidayCheck.

    Herzlichst
    Urs

    • Lea Theresa Riether
      Antworten

      Lieber Urs
      Vielen Dank für deinen Kommentar.

      Die „Marke Schweiz“ dient natürlich im In- und Ausland als Werttreiber und war bis vor der sogenannten Swissness-Gesetzgebung nicht richtig geschützt.
      Die Ziele des Markenschutzgesetzes (MSchG; SR 232.11) und des Wappenschutzgesetzes (SR 232.21) sind somit:

      – Die Sicherung einer glaubwürdigen und praktisch anwendbaren Herkunftsbezeichnung «Schweiz» für die Erhaltung dieses Werttreibers und für eine bessere Bekämpfung der Missbräuche
      – Die Verstärkung des rechtlichen Schutzes der Herkunftsangabe «Schweiz» und des Schweizerkreuzes

      Damit ein Produkt oder eine Dienstleistung als schweizerisch angesehen und bezeichnet werden kann, müssen daher gewisse Voraussetzungen erfüllt sein.
      Die detaillierten Voraussetzungen findet man hier.

      Auch ich freue mich auf den nächsten Event am 10. Juli bei HolidayCheck.

      Viele Grüsse
      Lea

      • Urs E. Gattiker
        Antworten

        Liebe Lea

        Herzlichen Dank für diese Antwort… Ich sehe schon du bist da ein Profi und die Hinweise auf das Gesetz finde ich natürlich sehr hilfreich.
        Aber wir wissen natürlich auch, dass es nicht immer so gut funktioniert die Marke vom Unternehmen noch mit der Landesmarke in Verbindung zu bringen.

        Du hattest ja schon im letzten Beitrag geschrieben — das heisst die Antwort von Edwin war:

        ….Diese Marken standen schon immer für Werte und Inhalte einer Marke

        Aber für welche Werte eine Marke steht oder welche Inhalte diese hat ist mir meistens als Konsument schleierhaft. Für was die Marke eines Landes steht – z.B. im Falle der Schweiz – ist mir eher bekannt auch wenn ich weit weg wohne.

        Wenn ich mir Körperpflegemittel z.B. anschaue, kann man dies gut illustrieren.
        Zum Beispiel Axe/Lynx ist ein Pflegeprodukt für jüngere Männer. Das Design, Logo, etc. sind jedoch anders für Axe (z.B. D-A-CH Region) als für das gleiche Produkt in China oder Grossbritannien, wo es unter der Marke Lynx verkauft wird.

        https://en.wikipedia.org/wiki/Axe_(brand)

        Warum es cool sein soll weiss ich nicht. Ich nutze oft den Rest in der Flasche meines Sohnes, weil es eigentlich ganz gut riecht.

        Aber einen Grund es nicht zu nutzen sehe ich schon! Der Abfall (Plastik) von diesen Behältern ist nicht umweltfreundlich oder umweltverträglich. Also sollte ich als Tree Hugger von diesem Produkt lassen…

        Value for Money, gutes Design, Qualität, Coolness und was auch immer mögen sogenannte Markenwerte sein. Marken mögen diese Werte auch für sich und deren Produkte beanspruchen.
        Doch inwiefern diese Dinge frei von Konflikten sind (coolness vs. Verschmutzung der Umwelt), ist für mich oft nicht ganz klar.

        Schönes Wochende
        Herzlichst
        Urs

        • Lea Theresa Riether
          Antworten

          Lieber Urs
          Vielen Dank für deinen spannenden Beitrag.
          Deinen Punkt bzgl. der Werte, für die eine Marke steht möchte ich gerne aufgreifen. Du meintest, dass Werte und Inhalte von Marken in vielen Fällen nicht genau bzw. eher schleierhaft auf Zielgruppen ausgerichtet sind.

          Ich sehe das ähnlich wie du und bin der Meinung, dass viele Unternehmen entweder viel zu schleierhaft in der Definition einer oder mehrerer Zielgruppen sind.
          Targeting ist meiner Meinung nach heute und zukünftig auch noch viel mehr, wichtig. Die kappen Ressourcen (Budget/Mitarbeiter etc.) müssen so verteilt werden, dass mit dem Invest die Zielgruppe(n) bestmöglich angesprochen werden können.

          Hierzu habe ich auch einen Beitrag von Jörg Hilber gefunden, der fünf Denkfehler in der Kundenbeziehung aufdeckt.

          Obwohl Unternehmen wissen, dass die Bedürfnisse der Kunden erfüllt werden müssen, so gelingt es Unternehmen nicht immer optimal das auch umzusetzen. Ein ganz klassisches Beispiel ist das Denken und Handeln aus der Innensicht. Viel zu oft wird das Wort „Wir“ anstelle „Sie/Du“ verwendet. Anstatt dem Kunden in einfacher Sprache mitzuteilen, was er dank der Produkte und Dienstleistungen erreichen kann bzw. welchen Nutzen er davon hat, gehen Unternehmen auf sich und ihre Innensicht ein.

          Ein weiterer Denkfehler ist das Denken in Erwartungen und Bedürfnissen. Kundenzufriedenheit entsteht, wenn wir Erwartungen und Bedürfnisse erfüllen oder – noch besser – übertreffen.
          Auch wenn dies einleuchtend erscheint, ist zu berücksichtigen, dass Erwartungen meistens latent, unbewusst vorhanden sind. Der Kunde weiss gar nicht, was er konkret will (vor allem bei komplexen Dienstleistungen und Produkten) – er weiss eher, was er nicht will, dies aber auch erst dann, wenn er das Nichtgewollte vor Augen hat.
          Wenn wir uns an Situationen erinnern, in denen wir als Kunde wirklich begeistert waren, stellen wir schnell fest, dass unsere Freude gerade dadurch entstand, dass uns etwas geboten wurde, was wir nicht erwarteten.
          Ausserordentliche Kundenorientierung bedeutet also nicht, Anforderungen zu erfüllen, sondern immer wieder das zu tun, was der Kunde (im positiven Sinne) NICHT erwartet.

          Ein weiterer Denkfehler ist das Zufriedenheits-Denken. Oft gehörte Sätze sind: „Wir wollen zufriedene Kunden“, „Unsere zufriedenen Kunden sprechen für uns“, „Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel“.
          Studien zeigen, dass 70% der Personen, die ihre Automarke gewechselt haben, mit der bisherigen Marke zufrieden waren. Sie waren also zufrieden, aber nicht treu. Eine Analyse des Autors von über 100 Kundenzufriedenheitsstudien zeigt auf, dass offensichtlich gar niemand unzufriedene Kunden hat. Zufriedene Kunden haben also alle.
          Zufriedenheit allein kann entsprechend nicht das Ziel der Kundenbeziehung sein. Das Ziel der Kundenbeziehung ist daher Kundenbindung, und zwar emotionale Kundenbindung, Verbundenheit. Der Kunde bleibt beim Anbieter und empfiehlt diesen weiter, obwohl er jederzeit wechseln könnte. Er ist ein loyaler Kunde, weil er treu sein will, nicht weil er (z.B. aus vertraglichen Gründen) treu sein muss.

          Auch interessant ist das Leistungs-Denken und die sogenannte Leistungsinflation. Durch immer mehr Leistung wird Konkurrenz- und Preisdruck erzeugt. Wenn ein Hotel z.B. die Gäste dadurch verblüffen will, dass Sie im Hotelzimmer bei Ihrer Ankunft eine Flasche Champagner vorfinden, führt dies beim ersten Aufenthalt garantiert zu grosser Freude. Aber: Bereits bei der zweiten Anreise wird der Champagner erwartet und dessen Absenz führt zu Enttäuschung.
          Das Schaffen oder Steigern von Leistung ist immer dann gefährlich, wenn die Wirkung einmalig ist – immer dann, wenn eine Sonderleistung bereits beim zweiten Mal vom Kunden als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Leistungsinflation führt zu Erwartungsinflation.

          Viele Unternehmen delegieren die Kundenorientierung ans “Bodenpersonal”, also an Personen mit direktem Kundenkontakt. Nur Sie sind von sogenannten „Kundenorientierungsprojekten“ betroffen. Dies ist ein Denkfehler, denn umfassende Kundenorientierung kann gegen aussen nur dann generiert werden, wenn eine Unternehmung vom Willen, den Kunden zu begeistern quasi durchtränkt ist.

          Um nochmals auch auf deinen Kommentator zurückzukommen Urs, dann ist die Frage tatsächlich, sind die Markenwerte bzw. Produktversprechen in deinem Beispiel von den Unternehmen wirklich gut durchdacht, oder sind sie eben nicht gut durchdacht und es erscheinen somit immer wieder Zielkonflikte.
          Im Grunde könnten Unternehmen aber mit gut durchdachten Werten (passenden auf die Zielgruppen) auch Zielkonflikte (coolness vs. Verschmutzung der Umwelt) vermeiden und somit glaubwürdiger werden.

          Ich freue mich schon auf deine Rückmeldung und wünsche dir ein schönes Wochenende sowie viel Freude in Kanada.
          Viele Grüsse
          Lea

          • Urs E. Gattiker

            Liebe Lea

            Super Antwort. Vielen vielen Dank.
            Da kann ich fast nichts dazu fügen. Ich finde die Argumentation von Hilber interessant. Doch ist der Ansatz für mich ein wenig zu plakativ.
            Tönt wie Schulmeisterei oder ein Berater der mir zeigen will, dass er es versteht 🙂

            Für mich ist klar, dass man nicht von innen nach aussen schauen soll, sondern das Ganze aus der Perspektive des Kunden. Dabei geht es für mich ganz einfach um 3 oder vielleicht auch 5 Dinge 🙂 :

            1. Bedürfnisse und Probleme: Was braucht der Kunde? Welche Problemlösungen
            2. Wertschöpfung: Offeriere ich den Kunden Value for Money?
            3. Markenwerte: Leben ich unsere Werte wie Ehrlichkeit, Transparenz, Zuvorkommenheit… und behandle ich den Kunden, wie ich selber in seiner Situation behandelt werden möchte?

            Fast jeder kleinere Unternehmer versucht diese 3 Punkte oben tagtäglich zu meistern.

            Desto grösser die Organisation, desto grösser die Herausforderung sicher zu stellen, dass alle Teammitglieder / Arbeitnehmer die Markenwerte verstehen und gemäss diesen auch ihre Arbeit ausführen.

            Ich sehe schon, wir alle müssen uns da wohl jeden Tag anstrengen. Mir fällt das oft nicht leicht. Doch ich versuche es z.B. wieder in den nächsten Wochen bei unseren Kunden in Nordamerika.
            Herzlichst
            Urs

  • Edwin Schmidheiny
    Antworten

    Liebe Lea

    Vielen Dank für Deine Zusammenfassung, und Deine zusätzliche Recherchen und Links. Es freut uns, dass die Themen zur Diskussion anregten.

    Bezüglich Deinem Vorhaben einmal zu uns nach Zürich zu kommen, wir würden uns natürlich sehr freuen. Mach uns doch einfach einen Vorschlag wann es Dir passt.

    Liebe Grüsse, Edwin

    • Lea Theresa Riether
      Antworten

      Lieber Edwin
      Vielen Dank für deinen Kommentar.

      Ich fand im Vortrag sehr spannend, dass die Schweiz im Bezug auf die Innovation Performance als richtiger Innovationen Leader innerhalb der EU gilt und auch ganz aktuell wieder im European Innovation Scoreboard hoch geranked wurde. Ich konnte dazu noch herausfinden, dass es für Startups in der Schweiz auch gute Voraussetzungen gibt. Beispielsweise ist Startup.ch eine Plattform, die Schweizer Startups die Möglichkeit bietet sich zu präsentieren und mit wichtigen Investoren und Experten aus der Schweizer Startup-Szene in Kontakt zu kommen. Die besten Startups werden jährlich mit dem TOP 100 STARTUP AWARD prämiert. Die TOP 100 bzw. von Startup.ch gewählten besten Schweizer Startups 2017 findet man hier.

      Ich melde mich bzgl. einem Termin und freue mich euch am 10. Juli bei HolidayCheck zu sehen.

      Viele Grüsse
      Lea

  • Silvia Wilkes
    Antworten

    Liebe Lea,

    der Vortrag war wirklich sehr, sehr spannend und hat mich auch im Nachgang noch stark beschäftigt.

    Ich habe versucht einen Vergleich zu Deutschland zu ziehen.
    Hier fiel mir die „Marke Bayern“ ein. Bayern hat es geschafft, eine Marke zu werden – auch nach außen: blau weiße Rauten gleich Bayern. Früher ein Agrarland mit wirtschaftlichen Problemen, ist Bayern (mit München) heute eine starke Marke, die im Ausland („denkt man an Deutschland“) zuerst genannt wird.

    Viele Grüße
    Silvia

    • Lea Theresa Riether
      Antworten

      Liebe Silvia
      Vielen Dank für deinen Beitrag, über den ich mich sehr gefreut habe. Ich habe deine Fragen und Antworten in der Diskussion als äusserst spannenden empfunden und freue mich daher natürlich sehr auf die Diskussion hier. Das stimmt, man kann wirklich sagen, dass das Bundesland Bayern weltweit sehr bekannt ist? Die Frage ist doch wirklich, „woran liegt das“? Steckt dahinter eine bayrische Markenstrategie? Wirklich gut herausgefunden habe ich das bisher leider noch nicht. Dennoch gibt es gewisse Merkmale wie bspw. Flagge, Wappen, Hymne, Traditionen und Werte, die stark gelebt und berücksichtigt werden.

      Viele Grüsse
      Lea

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